GXFS startet mit erstem Tech-Workshop in Berlin in die Community-Phase

Bier lässt sich am besten im JSON-Format austauschen und soll nur an glaubwürdig berechtigte Empfänger ausgeschenkt werden – so klingt nicht die neue Digitalfassung des Jugendschutzgesetzes, sondern eine praktische „Verkostung“ der Gaia-X Federation Services (GXFS). Zwei Tage lang beugten sich auf dem ersten GXFS-Tech-Workshop IT-Experten:innen virtuell und vor Ort in Berlin über das Framework für die Föderationsdienste. Ein paar Eindrücke vom Rand des Tiergartens.

Start in die Community-Arbeit

Süffiges und Hochprozentiges flossen tatsächlich nicht am 15. und 16. März in Berlin. Sie dienten als fiktives Szenario für das digitale Abbild einer Bar, ihrer Gäste und Abläufe. An ihrem Beispiel testeten 150 Entwickler:innen und Software-Architekt:innen virtuell und 44 vor Ort grundlegende Bausteine für eine Gaia-X-konformen Föderation. Anlass für den Test war der erste Tech-Workshop, den das deutsche Projektbüro für die Gaia-X-Entwicklergemeinde veranstaltete.

Mit dem Event starteten die Verantwortlichen vom eco Verband der Internetwirschaft die Community-Phase für die Gaia-X Federation Services, für die seit Ende vorigen Jahres einsetzbare Software-Werkzeuge als Framework vorliegen. Bis 2024 unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz elf Konsortien für Gaia-X-Förderprojekte mit 122 Millionen Euro. Inzwischen ist Halbzeit, die meisten Projekte machen sich an die technische Umsetzung.

GXFS-Module für digitale Identitäten, Selbstbeschreibungen und Servicekataloge im Fokus

Der Einstieg in die Arbeit mit den GXFS stellt die Projekte vor einige Herausforderungen. Das ergab eine Studie, die das deutsche GXFS-Projektbüro Anfang März veröffentlichte. Gefragt sind aktuell technische Dokumentationen und Hinweise zu Installation und Einrichtung des GXFS-Frameworks. Das bestätigte eine kurze Umfrage unter den Teilnehmenden des Workshops.

Beim Aufbau von Gaia-X-Föderationen befassen sich die Projekte zuerst mit digitalen Identitäten, Selbstbeschreibungen und Service-Katalogen. Sie bilden das Fundament für die Organisation einer Föderation. Hier setzte auch der erste Tech-Workshop den Schwerpunkt. Die Details präsentierten Dr. Anja Strunk, Cloud Innovation Architect bei Cloud&Heat Technologies, Christoph Lange von Fraunhofer FIT sowie Steffen Schulze, Senior IT-Architekt bei T-Systems und Leiter für das GXFS-Arbeitspaket „Identity & Trust“.

Preis der Bequemlichkeit

Für Steffen Schulze zeigten die Fragen der Workshop-Teilnehmenden, welchen Paradigmenwechsel Gaia-X für den Cloud-Markt und die Digitalisierung in Europa bedeutet: „Aus Kostengründen und Bequemlichkeit haben wir in Europa nur zu gerne die Angebote der großen Plattform-Anbieter genutzt. Jetzt erkennen wir allmählich, mit welchem Aufwand Eigenverantwortung und Datensouveränität verbunden sind.

Wir sind noch keine Föderation, sondern nur ein Projekt. Es ist noch gar nicht klar, wer in unserem Projekt die Rolle eines Föderators übernehmen soll“, wie es einer der Workshop-Teilnehmer ausdrückte. Für Andreas Weiss, Leiter digitale Geschäftsmodelle und zuständiger Projektleiter für Gaia-X beim eco, ist dieser Lernprozess unvermeidlich. „Die Gaia-X Federation Services können keine einsatzfertige Software für Föderationen liefern, sondern grundlegende Bausteine. Details zu Technik, Standards und Organisation müssen Betreiber:innen und Teilnehmende innerhalb ihrer Föderationen selbst festlegen. Gaia-X und GXFS liefern die nötige Basis, die alle Föderationen und kooperative Wertschöpfungsverfahren teilen, damit sie später interoperabel sind und Daten und Dienste untereinander austauschen können“, so Weiss.

GXFS passendes Framework für dezentrale Föderationen

Trotzdem stuft die Entwickler-Community alle GXFS-Arbeitspakete als relevant ein für die Förderprojekte, wie die GXFS-Akzeptanzstudie aus dem vorigen September belegt und was ebenso die Workshop-Teilnehmer bestätigten. „Das GXFS-Framework bietet die Architektur, die wir benötigen: cloud-native und mit skalierbaren Micro-Services“, sagte ein Software-Architekt während der Veranstaltung in Berlin. Die Fragen der anwesenden IT-Experten zeigten aber auch, dass selbstverwaltete Föderationen alle Beteiligten vor ungewohnte Aufgaben stellen. Was die großen Cloud-Plattformen bisher verbindlich für alle ihre Kunden festlegen, müssen Gaia-X-Föderationen künftig unter ihren Mitgliedern selbst aushandeln.

Wunsch nach weiterer Unterstützung der  GXFS Community

Zwei intensive Workshop-Tage in Berlin und meterlange Chat-Threads später sind die Entwickler:innen der Gaia-X-Projekte diesem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen. „Die Arbeit hier vor Ort in Berlin und ebenso in den virtuellen Chats war extrem konzentriert und engagiert. Wir freuen uns, wie groß das Interesse an den GXFS und weiteren Formaten dieser Art in der Community ist“, sagte Emma Wehrwein, Projektleiterin für die GXFS beim eco.

Für die Übungsföderation „Drinks Inc.“ fanden die IT-Expert:innen in ihrer Schlusspräsentation jedenfalls nicht nur eine gemeinsame Sprache, sondern konnten sich ebenso auf die passenden Zutaten einigen. Das Feedback der Befragung nach dem Workshop fiel eindeutig aus: Entwickler:innen und Software-Architekt:innen der Förderprojekte wünschen sich noch mehr Support und intensiveren Austausch, etwa durch Hackathons. Der ein Wunsch nach einem zweiwöchigen GXFS-Retreat für Entwickler mag dabei der gelösten Stimmung oder der Einwirkung durch das Fallbeispiel geschuldet gewesen sein.

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