Datenökosysteme für KI: Das war der XFSC Tech Workshop #7

Präzise IT-Werkzeuge, um mittels souveränem Datenaustausch und neuen Cloud-Infrastrukturen die Wirtschaft zu verändern: Datenökosysteme für künstliche Intelligenz standen im Zentrum des siebten XFSC Tech Workshops, der am 12. Juni in Hürth stattfand.

Für den XFSC Tech Workshop #7 bot das AI Village, der Innovationscampus für Künstliche Intelligenz (KI) in Hürth bei Köln, die passende Location: Wer die Veranstaltungshalle betrat, den erfasste eine Künstliche Intelligenz (KI) mittels Kamera-Auge und beschrieb Erscheinungsbild, Kleidungsstil und Körperbau. Das war nur ein Vorgeschmack auf das, was KI künftig leisten kann. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung zukünftiger KI-Fähigkeiten wird Gaia-X spielen. Dessen sicher waren die rund 40 Expertinnen und Experten für die XFSC (Cross Federation Service Components) Werkzeugkiste der Gaia-X Community. Die kamen am 12. Juni in Hürth zusammen und stellte der Community ihre Neuerungen der XFSC Spezifikations-Phase 2 vor.

Persönlicher Austausch hilft bei der Softwareentwicklung

Die Vorträge, Diskussionen und Übungen zeigten: Hand in Hand gelingt der Aufbau eines vertrauenswürdigen Datenökosystems und entsprechender Infrastrukturen, bei denen Datenbesitzer:innen die volle Kontrolle behalten. Umso wichtiger ist der regelmäßige persönliche Austausch der Projektbeteiligten. „Persönliche Treffen bei den Tech-Workshops bieten eine super Gelegenheit, sich besser kennen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen“, sagt Gerald Ristow von der Software AG, die mit den Forschungs- und Implementierungsprojekten EuProGigant (Maschinenbau), DIONE-X (Maschinenbau), iECO (Bauwirtschaft) und Gaia-X 4 AMS (Mobilität) an Gaia-X beteiligt ist. „In der täglichen Arbeit tauchen Detailfragen auf, die am besten im direkten Gespräch geklärt werden können. Dafür braucht es ein gemeinsames Verständnis der Themen und Werkzeuge.“

Matteo Makovec von der NTT Data Gruppe, die zu den weltweit führenden IT-Dienstleistern gehört, kam inklusive zweier Kollegen eigens aus Luxemburg angereist, um live dabei zu sein: „Der Tech-Workshop ist ein Bootcamp, in dem wir intensiv zusammenarbeiten.“ Er arbeitet aktuell an einem Healthcare-Anwendungsfall, der die Diagnose und Behandlung von Diabetes beschleunigen und verbessern soll.

„Mit den XFSC entsteht aktuell eine Werkzeugkiste, mit der sich der Paradigmenwechsel hin zu Datenökosystemen gestalten lässt“, sagte die technische Projektmanagerin Lauresha Memeti in ihrer Begrüßung. Die open source basierten Softwarekomponenten dienen dem Aufbau föderierter digitaler Ökosysteme, die verschiedene Teilnehmende miteinander verbindet. Das ermöglicht die Entwicklung neuer innovativer Produkte und Dienstleistungen, die Optimierung existierender Prozesse und die Ausschöpfung bislang ungenutzter Potenziale durch Daten.

Herausforderungen der Spezifikationsphase 2 im Zentrum

Nach der Begrüßung gaben die Vorträge den Blick frei in den Maschinenraum der XFSC Werkzeugkiste, die im Rahmen der GXFS entwickelten wurde. Zum ersten technischen Deep-Dive lud Carsten Stöcker von Spherity ein. Er sprach über die Weiterentwicklung des Organisation Credential Managers (OCM) mit der Extension 1, der sichere Interaktionen innerhalb des Self-Sovereign Identity (SSI)-basierten Ökosystems ermöglicht.

Valerii Kalashnikov von T-Systems stellte danach eine neue Komponente aus der Werkzeugkiste vor, den Organisation Credential Manager W-Stack. Der verbessert die Interaktion der Teilnehmenden mit dem SSI-basierten Ökosystem in einer vertrauensvollen und sicheren Weise. Er stellte Business Cases vor und erörterte die jeweiligen Funktionen.

Nach der Kaffeepause ging es weiter mit einem Vortrag zur PCM (Personal Credential Manager) Cloud und der Bereitstellung aller notwendigen Komponenten für die selbständige Verwaltung der digitalen Identität eines Prinzipals im Gaia-X-Kontext. Die cloudbasierte Wallet wurde als neue Komponente vorgestellt, die es jetzt neben der Smartphone Wallet Personen ermöglicht, als Principal einer Organisation innerhalb des SSI-basierten Gaia-X-Ökosystems datenschutzkonform, vertrauensvoll und sicher über einen Computerbrowser zu agieren. Die PCM Cloud bietet eine benutzerfreundliche Webschnittstelle für die Verwaltung von OCM, OCM W-Stack und TSA. Die PCM Cloud orchestriert diese Anwendungsfälle durch Plugins, wie z. B. das „ID Card Proof Plugin“, das Funktionen wie die automatische ID-Kartenprüfung ermöglicht. Das Gelernte konnten die Anwesenden gleich in der Praxis ausprobieren, indem sie in der anschließenden Übung vertrauensvolle Nutzer:innen anlegten. Die Community gab zur Anwendbarkeit der frisch veröffentlichten Software gleich Feedback.

Verbesserte Komponenten für Identitätsmanagement und Vertrauensbildung

Die Mittagspause nutzten die Teilnehmenden für den persönlichen Austausch zu aktuellen Herausforderungen der Interoperabilität oder Neuentwicklung von Komponenten oder zu deren praktischer Anwendbarkeit. Flavia Ostermann von Dataport arbeitet aktuell mit im Projekt Merlot: „Wir bauen einen Marktplatz für den Datenaustausch im Bildungsbereich mithilfe der XFSC Werkzeuge“, sagte sie im Gespräch. Das sei sehr spannend und herausfordernd und die GXFS/XFSC Tech-Workshops böten eine wichtige Austauschplattform. „Auch im digitalen Raum würde ich mir mehr Interaktion innerhalb der Gaia-X Community wünschen“, sagt sie.

Christian Weiers von der TU Dortmund arbeitet als Teil der Gaia-X 4 Future Mobility Initiative aktuell an einem Forschungsprojekt für Gaia-X Anwendungsfälle in der Logistik, die mithilfe einer föderierten Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner die Prozesse ganz am Anfang und am Ende einer Logistikkette optimieren können. „Die Entwicklung der technologischen Komponenten braucht Zeit“, gibt er zu bedenken. Sein Ziel hat er fest im Blick: Mit Gaia-X 4 ROMS konkrete Technologiebausteine für fahrzeugbasierte Transportkonzepte für Personen und Güter zu entwickeln und diese dann in der Community sichtbar zu machen. Den Nachmittag eröffnete Kalin Canov von der Vereign AG. Er sprach über die Trust Services API Extension 1 und stellte Projekthighlights vor, etwa die verbesserte Struktur der Architektur und sonstige Optimierungen des Codes, der es Nutzer:innen ermöglicht, IT-Kosten zu reduzieren.

Hohe Sicherheit, einfach nutzbar

Um welche Funktionen die Komponente Notarisation API erweitert wird, das stellte Dr. Detlef Hühnlein von ecsec vor. Die Erweiterung wird auch Schnittstellen (APIs) enthalten, um die Notarisation-Komponente reibungslos in externe Software für die Nutzung durch Nicht-IT-Betreiber wie Anwaltskanzleien, Notarbüros und Behörden zu integrieren.

Die Kaffeepause nutzten die Teilnehmenden wieder zur Diskussion: Berthold Maier von T-Systems spricht von der Herausforderung, bei aller Komplexität am Ende Technologie zu schaffen, die alle verstehen: „Sicherheit darf nicht zu komplex sein, die Menschen nutzen IT-Sicherheitstools nur, wenn das einfach ist“, gibt er zu bedenken. Daher baut die XFSC Trust Management Infrastructure (TRAIN) auf etablierten Trust-Mechanismen auf, beispielsweise DNS (Domain Name Systems) Technologie, die Stand heute eine der Basistechnologien des modernen Internets ist. „Lässt sich die Identität des Gegenübers zweifelsfrei feststellen, dann können wir darauf Vertrauensketten aufbauen.“

Fabian Scheidt von Accenture ergänzt: „Wir brauchen diese Treffen, um die Zusammenarbeit zu verbessern und um unsere Erfahrungen innerhalb der Förderprojekte auszutauschen.“ Die Impulsvorträge zeigten sehr gut die Fortschritte der letzten Monate innerhalb der Gewerke. „Es beeindruckt mich immer wieder, wie dynamisch und agil sich dieses Projekt entwickelt. Doch bei der Integration und dem Zusammenspiel zwischen den Gewerken gibt es nach wie vor noch viel zu tun.“ „Die XFSC Werkzeugkiste wird immer stärker in praktischen Anwendungsfällen genutzt. Daher brauchen die Menschen einfache und klare Informationen, wie diese eingesetzt und angewandt werden können“, sagt eco Geschäftsführer Andreas Weiss in der hybriden Panel-Diskussion im Anschluss an die Vorträge. Alle Teilnehmenden schlossen den Tag ab in der Gewissheit, wieder wichtige Schritte geschafft zu haben. Projektleiterin Emma Wehrwein verabschiedete die Teilnehmenden: „Mit eurem Engagement als Community werden wir bald mehr Komponenten in den Markt bringen und gemeinsam eine sichere, offene und transparente Dateninfrastruktur der Zukunft gestalten.“

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